Cold Brew – kalt gebrauter Kaffee – ist das nicht ein Paradox? Sicherlich kann man es so sehen. Doch eines steht fest: Es ist ein äußerst aromatisches Paradox. Die geschmacklichen Vorzüge dieses Kaffees haben entscheidend dazu beigetragen, dass er sich inzwischen großer Beliebtheit erfreut. Cold Brew-Kaffee selber machen ist übrigens ganz einfach – ein weiterer Grund, warum immer mehr Kenner diese Zubereitungsmethode bevorzugen.
Was ist Cold Brew-Kaffee genau?
Der Begriff Cold Brew bezieht sich auf die Zubereitungsart. Es handelt sich bei Cold Brew-Kaffee nicht um eine bestimmte Sorte oder eine spezielle Röstung. Gelegentlich wird er mit Iced Coffee verwechselt. Doch diese beiden Kaffee-Varianten unterscheiden sich in wichtigen Punkten. Iced Coffee ist ein normal aufgebrühter Kaffee, der kalt mit Eiswürfeln serviert wird. Für ein Cold Brew-Kaffee-Rezept ist hingegen kein heißes Wasser erforderlich. Stattdessen darf der Kaffee so lange in kaltem bis zimmerwarmem Wasser ziehen, bis er seine gewünschte Stärke erreicht hat.
Der Begriff Cold Brew wird manchmal enger, manchmal weiter gefasst. Er kann sich allgemein auf die Kaffeezubereitung mit kaltem Wasser beziehen. Im spezielleren Sinn steht der Begriff für die Immersionsmethode, bei der das Kaffeepulver mehrere Stunden im kalten Wasser zieht. Eine Alternativtechnik ist das Cold-Drip-Verfahren, bei dem das Wasser tropfenweise durch den gemahlenen Kaffee sickert.
Cold Brew: ein Blick in die Geschichte
Kaffee gilt im europäischen Raum als typisches Heißgetränk. Ausnahme ist vielleicht der Eiskaffee, der in den Sommermonaten für willkommene Erfrischung sorgt. Dass sich Kaffee auch mit kaltem Wasser zubereiten lässt, war lange Zeit von untergeordneter Bedeutung. Neu ist die Technik nicht. Großer Beliebtheit erfreute sich Cold Brew-Kaffee im 17. Jahrhundert in Japan. Genau genommen handelte es sich dabei um eine Cold-Drip-Methode. Kyoto-style Cold Brew wurde mithilfe kunstvoll gefertigter Apparaturen zubereitet, die das Wasser tropfenweise durch den Kaffee rinnen ließen. Ob dieses Verfahren eine japanische Erfindung war oder von holländischen Händlern nach Japan gebracht wurde, ist unklar.
Kaffee mit kaltem Wasser zuzubereiten, ist eine Technik, die nie völlig in Vergessenheit geriet. Denn sie hat gegenüber dem Aufbrühen einen entscheidenden Vorteil: Das Erhitzen des Wassers entfällt, und damit lassen sich wertvolle Brennmaterialien einsparen. Der moderne Trend zum Cold Brew-Kaffee dürfte einen anderen Grund haben. Kaffeegenießer sind von den geschmacklichen Vorzügen überzeugt. Seit große Coffee-Shop-Ketten Cold Brew in ihr Kaffeeangebot aufgenommen haben, findet diese Kaffeespezialität weltweit immer mehr Freunde.
Das besondere Aroma von kalt aufgesetztem Kaffee
Ziel der Kaffeezubereitung ist es, Inhaltsstoffe aus den gemahlenen Kaffeebohnen zu extrahieren. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden. Jede führt zu einem unterschiedlichen Ergebnis, selbst bei derselben Kaffeesorte. Die chemischen Vorgänge, die in heißem oder kaltem Wasser, beim Durchlauf oder beim Einweichen ablaufen, unterscheiden sich. Folglich hat das fertige Getränk andere Eigenschaften. Durch die Cold Brew-Methode entsteht ein Kaffee mit einem geringen Gehalt an Säure und Bitterstoffen. Deswegen zeichnet er sich durch einen milden, harmonischen Geschmack aus. Er eignet sich hervorragen für Kaffee-Mixgetränke, bei denen ein normal gebrühter, abgekühlter Kaffee zu bitter ist.
Gute Gründe für Cold Brew-Kaffee
Das harmonische Aroma eines Cold Brew-Kaffees mag der wichtigste Grund sein, warum diese Zubereitungsmethode an Beliebtheit gewinnt.
Doch die Zubereitung mit kaltem Wasser hat noch mehr Vorzüge:
Verträglichkeit: Im Vergleich mit aufgebrühtem Kaffee enthält kalt gebrauter Kaffee weniger Säure. Deswegen gilt Cold Brew als besser verträglich und reizt den Magen weniger.
Haltbarkeit: Cold Brew-Kaffee lässt sich in einem abgedeckten Gefäß im Kühlschrank mehrere Tage aufbewahren. Deswegen eignet er sich, um einen kleinen Vorrat anzulegen.
Stärke: Die Stärke des Kaffees lässt sich bei dieser Methode sehr gut kontrollieren. Wenn er zu stark oder zu dünn ist, reicht es, das Mischungsverhältnis zwischen Wasser und Kaffee anzupassen.
Cold Brew-Kaffee: Rezept und Tipps für die Zubereitung
Cold Brew-Kaffee selber machen ist denkbar einfach. Zwei einfache Gefäße mit geeignetem Fassungsvermögen und Deckel sowie ein normaler Kaffeefilter mit Filterpapier: Mit diesen Utensilien lässt sich Cold Brew-Kaffee schnell und einfach zubereiten. Praktisch ist eine sogenannte French Press. Bei diesem Kaffeezubereiter vereinfacht der integrierte Stempel das Trennen des Kaffeesatzes von der Flüssigkeit.
Wer Cold Brew-Kaffee selber machen will, muss zwei Dinge beachten. Erstens soll der Kaffee nicht zu fein gemahlen sein. Für diese Zubereitungstechnik eignet sich ein groberer Mahlgrad besser. Zweiten muss das Verhältnis von Kaffee- und Wassermenge genau aufeinander abgestimmt sein. Für Kaffee-Konzentrat empfiehlt sich ein Verhältnis. 1 : 7, also 100 g gemahlener Kaffee auf 700 ml Wasser. Ein starkes Konzentrat für Mixgetränke lässt sich mit einem Mischungsverhältnis von 1 : 5 zubereiten. Für ein normales Cold Brew-Kaffee-Rezept nimmt man ein Verhältnis. 1 : 10. Konzentrierter Kaffee wird vor dem Servieren auf die gewünschte Trinkkonzentration verdünnt.
Nach dem genauen Abmessen des Kaffeepulvers und der Wassermenge wird das Wasser langsam über den Kaffee gegossen. Anschließend sorgt sorgfältiges Umrühren dafür, dass sich keine Klumpen bilden und dass das gesamte Pulver gut durchfeuchtet wird. Danach kommt das abgedeckte Gefäß für 12-24 Stunden in den Kühlschrank. Je länger die Mischung durchzieht, umso stärker ist der Kaffee. Zum Schluss wird die Mischung abgeseiht oder durch einen Kaffeefilter gegossen.
Wer gerne diese Art des Kaffees genießt, kann sich ein Cold Brew-System kaufen. Aufgrund der steigenden Beliebtheit dieser Kaffeezubereitung gibt es ein umfangreiches Angebot verschiedener Modelle. Am bekanntesten ist das ursprüngliche System, das dem Toddy Coffee seinen Namen gab. Daneben haben Interessenten die Wahl zwischen praktischen, preisgünstigen Modellen bis hin zu Cold-Drip-Systemen, die sich optisch und technisch an den historischen Kyoto-Kaffeezubereitern orientieren.
Welcher Kaffee eignet sich für Cold Brew?
Um Cold Brew Kaffee selber zu machen, eignet sich jede Kaffeesorte. Es kann ein Arabica- oder Robusta-Kaffee, eine Mischung aus beidem oder eine seltenere Sorte sein. Wichtiger ist der Mahlgrad. Es sollte ein grober bis sehr grober Mahlgrad zwischen 8 und 10 sein. Je gröber das Pulver ist, umso länger braucht das Wasser, um die Inhaltsstoffe zu extrahieren. Daher verlängert sich die Ziehzeit der Cold Brew. Normaler Filterkaffee ist zu fein für diese Arte der Kaffeezubereitung. Das fein gemahlene Kaffeepulver tendiert dazu, mit Wasser eine matschige Schicht zu bilden, aus der sich der fertige Kaffee kaum herausfiltern lässt.
Wenn der Kaffee nicht so schmeckt wie erwartet, muss das nicht unbedingt an der Kaffeesorte liegen. Das Wasser kann ebenfalls dafür verantwortlich sein. Sein Eigengeschmack bleibt bei dieser Zubereitungsmethode erhalten. Damit es das Kaffeearoma nicht verfälscht, sollte das Wasser möglichst neutral schmecken. Viele Kaffeekenner ziehen möglichst weiches, gefiltertes Wasser vor.
Für alle, die regelmäßig Cold Brew-Kaffee zubereiten, empfiehlt sich der Kauf einer eigenen Kaffeemühle. Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen schmeckt besser als gemahlener Kaffee, der durch längere Lagerung einen Teil der Aromastoffe verloren hat. Wichtig ist, dass die Mühle einen geeigneten Mahlgrad anbietet. Wird der Cold Brew-Kaffee mit einer French Press zubereitet, müssen die Bohnen möglichst gleichmäßig zerkleinert sein. Andernfalls schwimmen die kleineren Kaffeeteilchen nach dem Pressen des Kaffeesatzes in der Flüssigkeit.
Cold Brew für Mixgetränke verwenden
Die kalte Kaffeevariante eignet sich hervorragend für erfrischende Sommergetränke. Wie stark der Kaffee in den Mixgetränken sein soll, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Die beliebtesten Zutaten für kalte Mischgetränke mit Cold Brew-Kaffee sind:
- Eiswürfel
- Milch
- Fruchtsaft oder -sirup
- Speiseeis oder Sorbet
- Tonic Water
- Spirituosen
Spätestens wenn das Thermometer kühlere Temperaturen anzeigt, stellt sich die Frage: Kann man Cold Brew-Kaffee auch warm trinken? Die Antwort darauf lautet „ja“. Er lässt sich einfach in einem Topf erwärmen. Alternativ kann man konzentrierten Kaffee mit heißem Wasser mischen. Natürlich eignet sich Cold Brew-Kaffee auch warm für Mixgetränke.